In meinem früheren Artikel “Erwählung oder Entscheidung” habe ich die Bekehrung eines Menschen untersucht und dabei die Aussagen des Calvinismus bewertet. Die Hauptaussage des Calvinismus ist, dass der Mensch sich nicht durch eigene Entscheidung bekehren kann. Gott muss ihn erwählt haben. Diese Erwählung ist unwiderstehlich. Jeder erwählte Mensch wird sich bekehren jeder nicht-erwählte Mensch wird unweigerlich in die Hölle gehen.
Wegen dieser unwiderstehlichen Erwählung und Gnade kann niemand sein Heil verlieren. Der Geist wird jeden so führen, dass er nie so stark sündigen wird, dass er sein Heil verliert – sagt zumindest Calvin. Aus diesem Grund kann kein Mensch, der erwählt wurde, sein Heil wieder verlieren. Sehen wir uns einmal die Verse der Bibel an, die die Unverlierbarkeit unterstützen.
Unverlierbares Heil
44 Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, dass ihn der Vater zieht, der mich gesandt hat; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag.
Johannes 6,44
Wer zu Jesus kommt, muss zunächst von Gott gezogen – oder erwählt – werden. Das ist das Zentrum des calvinistischen Glaubens. Darauf bin ich in meinem früheren Artikel bereits eingegangen. Allerdings spricht Jesus davon, dass er diesen Christen “am letzten Tag” auferweckt. Er muss also bis zum Ende im Glauben gelebt haben.
Das “Ziehen des Vaters” ist die Wirkung des Heiligen Geistes. Jeder Mensch hört irgenwann Gottes Rufen und die Aufforderung des Heiligen Geistes: “Bekehre dich zu Christus”. Das sehe ich nicht als die Erwählung, von der Calvin spricht. Sie ist etwas, was jeder Mensch – ob erwählt oder nicht erwählt – in seinem Leben irgendwann hört.
27 Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir nach;
Johannes 10,27-29
28 und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht verlorengehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.
29 Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters reißen.
38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,
Römer 8,38-39
39 weder Hohes noch Tiefes noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.
Hier haben wir zwei Verse, die gern als Beweis für die Unverlierbarkeit des Heils zitiert werden. Niemand wird gläubige Christen aus der Hand Gottes reißen können. Niemand kann sie von der Liebe Gottes trennen.
Aber wir müssen schon lesen, was da steht: “Niemand wird sie aus meiner Hand reißen” oder auch “von der Liebe Gottes scheiden” heißt: Ein Christ kann durch Äußere Umstände niemals von Gott oder Seiner Liebe getrennt werden. Aber von sich heraus kann er das schon. Olaf Latzel hatte dazu ein passendes Beispiel gegeben: Wer in einem geschlossenen Atombunker sitzt, der von außen nicht geöffnet werden kann, ist dort sicher. Niemand kann von außen in diesen Bunker hineingehen und ihn herausholen. Er ist aber fähig, die Tür von innen aufzumachen und den Bunker zu verlassen. So ist das Leben eines Gläubigen.
Das bedeutet, dass jemand, der gläubig ist, nicht zwangsläufig für immer bei Gott bleiben wird – egal, was auch immer er tut. Nun behauptet ja der Calvinismus, dass ein Gläubiger niemals gegen Gottes Willen verstoßen wird, weil der Heilige Geist ihn hält. Dann muss ich meine Frage vom vorigen Artikel wiederholen: Sind Christen denn Marionetten? Gott hat uns als selbständige und denkende Wesen geschaffen, die einen eigenen Willen haben. Natürlich kann ein Christ gegen Gottes Willen verstoßen. Natürlich kann ein Christ sündigen. Und natürlich könnte er auch so stark und viel sündigen, dass er sein Heil verspielt. Wenn ein Christ beispielsweise homosexuell wird und homosexuell lebt, dann verliert er sein Heil, weil er in Sünde lebt und Gottes Gebote missachtet.
Dazu sagt ein Calvinist, dass dieser Mensch doch nie gläubig gewesen sei. Das könne man daran erkennen, dass er heute gottlos handelt. Dieser Mensch sei ja nie mit dem Heiligen Geist erfüllt gewesen. Dazu sage ich: Das ist eine Schutzbehauptung. Woher will er das wissen? Aus der Gegenwart heraus verurteilt er das ganze Leben eines anderen Menschen?
Noch ein Nachtrag zum Vers aus dem Römerbrief: Ich bin mir sicher, dass Paulus das so gemeint hat: Gott liebt jeden Menschen ohne Unterschied. Er liebt die Christen, die in Seiner Nähe sind und Seine Gebote halten genauso wie den Menschen, der Ihn ablehnt und nichts mit Ihm zu tun haben will. Es gibt einfach keinen Menschen, den Gott nicht liebt. Deshalb können nicht einmal wir selbst uns von Seiner Liebe trennen.
Verlorenes Heil
… in der Bibel …
2 Geh hin und rufe in die Ohren Jerusalems und sprich: So spricht der Herr: Ich denke noch an die Zuneigung deiner Jugendzeit, an deine bräutliche Liebe, als du mir nachgezogen bist in der Wüste, in einem Land ohne Aussaat.
Jeremia 2,2-5;7
3 Israel war damals dem Herrn geheiligt, der Erstling seines Ertrages; alle, die es verzehren wollten, machten sich schuldig; es kam Unheil über sie, spricht der Herr.
4 Hört das Wort des Herrn, ihr vom Haus Jakob, und alle Geschlechter des Hauses Israel!
5 So spricht der Herr: Was haben eure Väter denn Unrechtes an mir gefunden, dass sie sich von mir entfernt haben und dem Nichtigen nachgegangen und zunichtegeworden sind?
7 Und ich brachte euch in das fruchtbare Land, damit ihr dessen Früchte und Güter genießt; und ihr kamt hinein und habt mein Land verunreinigt, und mein Erbteil habt ihr zum Gräuel gemacht!
18 Wehe denen, die ihre Schuld an Lügenstricken hinter sich herschleppen und die Sünde wie an Wagenseilen,
Jesaja 5,18-20
19 die sagen: »Er soll doch eilen und sein Werk beschleunigen, damit wir es sehen; der Ratschluss des Heiligen Israels soll doch kommen und eintreten, damit wir ihn kennenlernen!«
20 Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die Finsternis zu Licht und Licht zu Finsternis erklären, die Bitteres süß und Süßes bitter nennen!
Israel ist Gottes erwähltes Volk. Die Erwählten können ja nach Calvin nicht verloren gehen. Israel allerdings macht eine Ausnahme. Es ist Gottes erwähltes Volk und hat Ihn dennoch verlassen. Die alttestamentlichen Propheten sind voll von Gottes Werben um Sein geliebtes und erwähltes Volk. Wie oft bittet Gott um Israel – man kann es schon “betteln” nennen. Schon nach dem Auszug aus Ägypten musste Gott sich zurück halten, um nicht Sein Volk zu vernichten.
3 Ich will nicht in deiner Mitte hinaufziehen, weil du ein halsstarriges Volk bist; ich würde dich sonst unterwegs vertilgen!
2. Mose 33,3
Ein weiteres Beispiel finden wir in König Saul:
9 Und es geschah, als er (Saul) sich umwandte, um von Samuel wegzugehen, da verwandelte Gott sein Herz, und alle diese Zeichen trafen an jenem Tag ein.
1. Samuel 10,9-11
10 Denn als sie dort an den Hügel kamen, siehe, da begegnete ihm eine Schar Propheten, und der Geist Gottes kam über ihn, sodass er in ihrer Mitte weissagte.
11 Als aber alle die, welche ihn zuvor gekannt hatten, sahen, dass er mit den Propheten weissagte, sprach das Volk untereinander: Was ist denn mit dem Sohn des Kis geschehen? Ist Saul auch unter den Propheten?
26 Samuel sprach zu Saul: Ich will nicht mit dir umkehren; denn du hast das Wort des HERRN verworfen, und der HERR hat dich verworfen, dass du nicht mehr König über Israel sein sollst!
1. Samuel 15,26
Saul wurde von Gott erwählt, der erste König in Israel zu sein. Gottes Absicht für Israel war nie die Monarchie, trotzdem ließ er zu, dass Israel durch einen König regiert wurde. Saul wurde von Gott erwählt, der erste König zu sein. Gleich nach der Salbung durch Samuel erlebte Saul etwas Ungewöhnliches: Der Geist Gottes erfüllte ihn, weshalb er weissagte und mit den Propheten tanzte. Aber schon kurze Zeit später sündigte er wiederholt und verstieß ganz bewusst gegen Gottes Gebote. Das führte dazu, dass Gott ihn verwarf.
Wenn Saul mit dem Heiligen Geist erfüllt war, wieso konnte er sündigen – sogar so schwer, dass er sein Heil und sein ewiges Leben verlor? Ist Gott im Alten Testament ein anderer als im Neuen Testament? Hat er im Alten Testament anders erwählt als heute? Nein, Gott ist unwandelbar und ist im Alten wie im Neuen Testament derselbe. Wenn Gott Menschen erwählt, macht er Sie nicht zu Marionetten. Er lässt ihnen ihren freien Willen, zu sündigen und Gott zu verlassen.
… und heute
Ein gutes Beispiel für Glauben, den man verlieren kann, ist die weltweite Kirche. Dort, wo Christen verfolgt werden, wächst sie. Dort finden Menschen zum Glauben. Bei uns in den westlichen Ländern jedoch – ganz besonders in Europa – verliert sie immer mehr ihren Glauben. Immer mehr Pastoren werden in “liberaler Theologie” gelehrt. “Liberal” heißt: Alles ist erlaubt, kein Mensch geht verloren. Jeder Mensch kann tun, was er will und wird garantiert von Gott gerettet.Das hat heute dazu geführt, dass die Kirche linksgrüne Ideologie verbreitet, statt ihren von ihrem Herrn erteilten Auftrag zu erfüllen: Das Evangelium zu verkünden, durch das Menschen gerettet werden.
Wenn also heute die Kirche ungläubig ist, bedeutet das, dass sie nie gläubig war. Echt jetzt? Die reformierte Kirche unter Martin Luther war nie gläubig? Das glaubt doch noch nicht mal ein eingefleischter Calvinist! Nein, der Glaube kann durch fortgesetztes Sündigen wieder verloren gehen.
Die verfolgte Kirche – besonders in den islamischen Ländern – erfährt Angriffe von außen. Sie ist ein gutes Beispiel dafür, dass niemand diese Christen von ihrem Herrn trennen kann, weshalb sie niemand “aus meiner Hand reißen” kann. Die Kirche in Europa dagegen wird von innen zerstört. Das entspricht dem Menschen, der den Atombunker verlässt, wie ich oben beschrieben habe. Eine Wegweiserin für den Untergang der Kirche war die “Totengräberin” der Kirche Dorothea Sölle mit ihrer “Gott-ist-tot-Theologie”. Über sie habe ich einmal den Spruch gehört: “Glaubst du an die Sölle, kommst du in die Hölle.” Schon der Begriff “Gott-ist-tot-Theologie” ist ein Oxymoron: Entweder Gott ist tot, dann ist es keine Theologie oder es ist Theologie, dann ist Gott nicht tot. Diese Lehre hat der Kirche erheblichen Schaden zugefügt, wie wir das heute sehen können.
Christen in Gefahr
4 Denn es ist unmöglich, die, welche einmal erleuchtet worden sind und die himmlische Gabe geschmeckt haben und Heiligen Geistes teilhaftig geworden sind
Hebräer 6,4-6
5 und das gute Wort Gottes geschmeckt haben, dazu die Kräfte der zukünftigen Weltzeit,
6 und die dann abgefallen sind, wieder zur Buße zu erneuern, da sie für sich selbst den Sohn Gottes wiederum kreuzigen und zum Gespött machen!
Mal eine Fragen an die Calvinisten: Warum steht dieser Vers in der Bibel? Wiedergeborene Christen werden hier aufs Schärfste davor gewarnt, ihren Glauben zu verlieren. Einen Weg zurück gibt es nämlich nicht. Der Hebräerbrief wurde an Juden geschrieben, die an den Glauben an Jesus Christus gekommen sind. Dieser Vers aus dem Hebräerbrief spricht also wiedergeborene Christen an. Wenn der Autor die Christen so nachhaltig warnt, dann deshalb, weil Christen sehr wohl ihren Glauben, ihr Heil und ihr ewiges Leben verlieren können. Das können wir daran erkennen, dass hier von “erleuchteten” Christen gesprochen wird (Vers 6), die das gute Wort Gottes “geschmeckt” haben (Vers 5). Ein Christ, der zum Glauben an Jesus Christus gefunden hat und wieder verliert, kann nicht wieder zurück kommen.
8 Seid nüchtern und wacht! Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann
1. Petrus 5,8
Dieser Vers aus dem ersten Petrus-Brief bestätigt das: Wenn ein Christ tatsächlich nie verloren gehen könnte, dann wüsste der Satan das. Dann würde er sich keine Mühe mit den gläubigen Christen machen, weil er wüsste, dass sein Tun sinnlos wäre. Auch hätte der Apostel Petrus die Jünger nicht auffordern müssen “nüchtern und wachsam” zu sein. Nein, Christen können vom Satan verführt werden und ihr ewiges Leben verlieren, wenn sie ihm folgen.
Das hatte Vernon McGee in seiner Hörserie “durch die Bibel” einmal bestätigt: Der Satan geht am Samstagabend nicht in die Rotlichtviertel oder Drogenviertel. Diese Menschen hat er bereits “in der Tasche”. Nein, der Satan geht am Sonntag in die Kirche und sucht dort Menschen, die er vom Glauben abbringen kann.
Fazit
Kann ein Christ tatsächlich sein Heil und sein ewiges Leben verlieren? Ich denke, ich habe recht deutlich klar gemacht, dass er das kann. Wir leben heute in einer besonders gefährlichen Zeit. Wir sind ständiger Verführung ausgesetzt, durch die wir die Verbindung zu unserem Herrn verlieren und irgendwann unser ewiges Leben verlieren können In der heutigen Zeit, in der der Antichrist sein Reich aufbaut, das bald sichtbar wird, müssen wir Christen ständig aufpassen, ihm nicht auf den Leim zu gehen.
Heute lebt jeder Christ in andauernder Gefahr. Wieviel mehr ein Christ, der glaubt, seinen Glauben nie verlieren zu können. Er lebt in besonderer Gefahr und trügerischer – weil falscher – Sicherheit. Lasst uns für diese Geschwister beten, dass sie wegen dieser falschen Sicherheit nicht dem Satan unterliegen.