Hat die Trübsal begonnen?

Hier geht es zum Vortrag von Amir Tsarfati auf YouTube

Eines der neuesten Bücher von Amir Tsarfati trägt den Titel “Has the Tribulation Begun? (Hat die Trübsal begonnen?)”. Er beginnt sein Buch mit dem Wort: “Nein! Beruhige dich. Atme erst durch. Du hörst richtig. Die Trübsal hat noch nicht begonnen.” In seinem Buch beschreibt er die letzte Jahrwoche (s. Artikel “Die letzte Jahrwoche” und “Daniels 70 Jahrwochen“) und damit die Trübsal. Für ihn sind nur die letzten sieben Jahre die Trübsal. Alles andere ist es nach seiner Meinung nicht. Grundsätzlich stimme ich ihm zu: Die letzte Jahrwoche hat noch nicht begonnen. So sehr ich Amir schätze und die Lektüre des Buches jedem empfehlen kann (und auch seinen Vortrag zum Thema), muss ich ihm in diesem Punkt widersprechen. In Bezug auf den Beginn der Trübsal gehen unsere Meinungen auseinander. Denn ich sage: “Doch, die Trübsal hat bereits begonnen.” Warum, das möchte ich hier einmal erklären.

Obwohl ich Amir in Bezug auf den Beginn der Trübsal widerspreche, glaube ich wie er, dass die Gemeinde vor der letzten Jahrwoche entrückt wird.

Was ist die Trübsal – entspricht sie der letzten Jahrwoche?

Wo können wir aus der Bibel die Trübsal erkennen? Dazu müssen wir uns den Originaltext ansehen. Das benutzte griechische Wort lautet thlipsis und bedeutet Drangsal, Bedrängnis, Trübsal. Es wird mehrfach im Neuen Testament benutzt. Hier sind einige Verse, in denen wir dieses Wort finden:

Aus der Endzeitrede Jesu:

Dann wird man euch der Drangsal (thlipsis) preisgeben und euch töten; und ihr werdet gehasst sein von allen Heidenvölkern um meines Namens willen

Matthäus 24, 9

Aus der Abschiedsrede Jesu im Obersaal

“In der Welt habt ihr Bedrängnis (thlipsis); aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden”

Johannes 16, 33

Jesus spricht von der Trübsal, die die Gemeinde bereits seit ihrer Entstehung trifft. Er weist Seine Jünger – und damit natürlich auch uns – darauf hin, dass wir in der Welt einen schweren Weg gehen müssen. Die Schwierigkeiten für die Gemeinde begannen sofort nach ihrer Entstehung. Ja, ich gebe zu, dass für die einen der Weg leichter ist als für die anderen. Ich denke oft an die Glaubensgeschwister, die unter Verfolgung, Folter und Tod leiden. Der für uns scheinbar leichtere Weg ist allerdings nicht wirklich leicht. Wir erleben Verführung, Täuschung und Denunziation. “In der Spur” Jesu zu bleiben ist für keinen Christen leicht. Der Abfall der Kirchen bestätigt, dass der Weg mit Jesus ein schwerer ist (Matthäus 7,13-14).

Nachdem Paulus seine Steinigung in Lystra überlebt hatte, kehrte er nach Antiochia zurück:

Dabei stärkten sie die Seelen der Jünger und ermahnten sie, unbeirrt im Glauben zu bleiben, und sagten ihnen, dass wir durch viele Bedrängnisse (thlipsis) in das Reich Gottes eingehen müssen.

Apostelgeschichte 14, 22

Auch der Apostel Johannes litt unter Drangsal:

Ich, Johannes, der ich auch euer Bruder bin und mit euch Anteil habe an der Bedrängnis (thlipsis) und am Reich und am standhaften Ausharren Jesu Christi, war auf der Insel, die Patmos genannt wird, um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses Jesu Christi willen.

Offenbarung 1, 9

Alle diese Verse beschreiben den Anfang der Kirchengeschichte. Bereits seit ihrer Gründung leidet die Gemeinde unter Trübsal. Allerdings wird eine weitere Trübsal kommen, die schlimmer ist, als alles bisher da Gewesene:

Aus der Endzeitrede Jesu auf dem Ölberg

Dann wird eine große Drangsal (thlipsis) sein, wie von Anfang der Welt an bis jetzt keine gewesen ist und auch keine mehr kommen wird.

Matthäus 24, 21

Hier beschreibt Jesus tatsächlich eine schwere Bedrängnis / Trübsal / Drangsal die so schwer ist, wie keine andere zuvor. Damit kann er nur die letzte Jahrwoche meinen. Er bestätigt in dieser Rede aber auch, dass es bereits vorher eine Bedrängnis (oder Drangsal / Trübsal) gibt.

7-jährige Trübsal

Woher wissen wir denn, wie lange die schlimme Trübsal dauert? Hierzu fragen wir einmal den Propheten Jeremia, bevor wir Jesus selbst zu Worte kommen lassen.

7 Wehe! Denn groß ist dieser Tag, keiner ist ihm gleich, und eine Zeit der Drangsal ist es für Jakob; aber er wird aus ihr errettet werden!
8 Und es soll geschehen an jenem Tag, spricht der HERR der Heerscharen, dass ich sein Joch von deinem Hals wegnehmen und zerbrechen werde und deine Fesseln zerreiße, sodass Fremde ihn nicht mehr knechten sollen;
9 sondern sie werden dem HERRN, ihrem Gott, dienen und ihrem König David, den ich ihnen erwecken will.
10 Darum fürchte dich nicht, du, mein Knecht Jakob, spricht der HERR, und erschrick nicht, Israel! Denn siehe, ich will dich aus einem fernen Land erretten und deine Nachkommen aus dem Land ihrer Gefangenschaft, und Jakob wird zurückkehren, ruhig und sicher sein, und niemand wird [ihn] aufschrecken!
11 Denn ich bin mit dir, spricht der HERR, um dich zu erretten; denn ich will allen Heidenvölkern, unter die ich dich zerstreut habe, ein Ende machen; nur dir will ich nicht ein Ende machen, sondern dich nach dem Recht züchtigen; doch ganz ungestraft kann ich dich nicht lassen.

Jeremia 30, 7 – 11

Der Prophet Jeremia spricht von einer großen Trübsal, die Israel treffen wird. Wie lange sie dauern wird, sagt er nicht. Er sagt aber, dass das Volk Israel (das hier “Jakob” genannt wird) zwar eine große Drangsal erleben, aber aus ihr gerettet wird. Sie werden König David dienen und in ihr Land Israel zurückkehren. Zum Teil ist diese Prophetie erfüllt: Das Volk Israel lebt wieder in seinem Land, nachdem es aus den Heidenvölkern heraus gerufen und gerettet wurde. Aber eines fehlt noch: König David ist noch nicht wieder da. Hier glaube ich, dass Jeremia nicht David selbst meint, sondern seinen berühmten Nachfahren, den König der Könige – nämlich niemand anders als Jesus Christus.

Zu dieser Prophetie müssen wir noch die Aussagen Jesu hinzufügen:

Dann wird eine große Drangsal (thlipsis) sein, wie von Anfang der Welt an bis jetzt keine gewesen ist und auch keine mehr kommen wird.

Matthäus 24, 21

Diesen Vers hatte ich schon weiter oben zitiert und auch erwähnt, dass Jesus mit dieser Aussage nur die letzte Jahrwoche gemeint haben kann, die die schlimmste Zeit sein wird, die auf die Erde zukommt. Deshalb wird diese dramatische Zeit die letzte Jahrwoche von sieben Jahren sein.

Gottes Zorn in der Trübsal

Viele Ausleger behaupten, das in der gesamten Jahrwoche Gottes Zorn ausgegossen wird. Das wird aber in der Bibel nicht bestätigt. Die Sintflut war das erste Gericht, das Gott über die Erde gebracht hat (1. Mose 6,5-6). Das könnte man als Gottes Zorn bezeichnen, obwohl die Bibel selbst bei diesem großen Gericht nicht vom Zorn spricht. Sie sagt viel mehr, dass es Gott “reute”, dass er den Menschen gemacht hatte. Daraus verstehe ich vielmehr, dass Gott über die Sünde der Menschen traurig war und in Seiner Trauer die Menschheit vernichtete, um wenigstens Noah und seine Familie zu retten.

In der Offenbarung gibt es nur die Schalengerichte, die den Zorn Gottes auf die Erde bringen (Offenbarung 15,7; 16,1). Alle anderen Gerichte haben andere Funktionen: Die Siegelgerichte sind Gerichte, die zur Buße rufen (ein Indiz dafür, dass die Gemeinde noch auf der Erde anwesend sein muss). Die Posaunengerichte sind “Rufergerichte”, sie rufen das Volk Israel in das Land zurück und zur Bekehrung (Rosh Hashana, 3. Mose 23,24). Nur die Schalengerichte sind Zornesgerichte. Das ist daran zu erkennen, dass die Menschen Gott wegen der Gerichte lästern. Sie denken mit keinem Gedanken daran, sich zu Gott zu bekehren.

Nach meinem Verständnis sind nur die Schalengerichte der Zorn Gottes. Dieses Gericht findet erst in der zweiten Hälfte der letzten Jahrwoche statt. Das bedeutet nicht, dass sich die Entrückung der Gemeinde erst zur Hälfte der letzten Jahrwoche ereignet. Im Gegenteil: Wenn der Antichrist öffentlich in Erscheinung tritt, hat die Gemeinde die Erde verlassen. Das findet vor dem Beginn der letzten Jahrwoche statt. So habe ich das in meinem Artikel “Entrückung vor den Siegelgerichten?” beschrieben. Damit bestätige ich Amirs Aussage: Die Gemeinde wird vor der letzten Jahrwoche entrückt.

1. Thessalonicher 5, 9 sagt, dass die Gemeinde nicht für den “Zorn Gottes” bestimmt ist. Das hier benutzte Wort lautet orge und bedeutet Zorn, Grimm oder Wut. Dieser Zorn kann logischerweise nicht über die Gemeinde ausgegossen werden, weil sie durch Jesu Tod am Kreuz erkauft wurde. Er hat damit den Zorn Gottes getragen, der eigentlich der Gemeinde gilt.

Warum muss die letzte Jahrwoche stattfinden?

Die letzte Jahrwoche ist kein Ereignis, dass Gott für die Gemeinde bestimmt hat. Er will in dieser Zeit Sein Volk Israel zur Bekehrung führen. So haben wir das weiter oben im Propheten Jeremia gelesen: Israel wird eine schwere Zeit der Bedrängnis durchmachen, danach aber gerettet werden und dem “König David” – genauer: Jesus Christus – dienen. Damit beschreibt Jeremia die letzte Jahrwoche mit der nachfolgenden sichtbaren Wiederkehr Jesu und dem Beginn den 1.000-jähringen Reiches.

Während der letzten Jahrwoche werden 2/3 der Juden sterben. Das lesen wir im Propheten Sacharja:

8 Und es soll geschehen, spricht der Herr, dass im ganzen Land zwei Drittel ausgerottet werden und umkommen, ein Drittel aber soll darin übrig bleiben.
9 Aber dieses letzte Drittel will ich ins Feuer bringen und es läutern, wie man Silber läutert, und ich will es prüfen, wie man Gold prüft. Es wird meinen Namen anrufen, und ich will ihm antworten; ich will sagen: »Das ist mein Volk!«, und es wird sagen: »Der Herr ist mein Gott!«

Sacharja 13,8-9

Sacharja bestätigt damit die Aussage Jeremias, indem er schreibt, dass die Juden “im Feuer geläutert werden”. Dieses Drama wird die Juden wieder zu Gott führen. Wenn dann am Ende Jesus wiederkommt, werden die Juden bereuen und ihren Herrn anerkennen. Das verbleibende Drittel der Juden wird dann gerettet.

Fazit

Es gibt kein Wort, das ausschließlich mit “Trübsal” übersetzt wurde. Nur aus der Ölbergrede Jesu können wir schließen, dass die letzte Jahrwoche eine besondere schwere Trübsal ist (“so schwer wie noch nie zuvor und auch danach”). Die Bibel sagt allerdings nirgendwo, dass sie mit dem Öffnen des ersten Siegels beginnt.

Damit komme ich zur Offenbarung. Hier spricht einer der Ältesten mit Johannes nachdem die “große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen” vor dem Thron steht:

13 Und einer von den Ältesten ergriff das Wort und sprach zu mir: Wer sind diese, die mit weißen Kleidern bekleidet sind, und woher sind sie gekommen?
14 Und ich sprach zu ihm: Herr, du weißt es! Und er sprach zu mir: Das sind die, welche aus der großen Drangsal (=thipsis) kommen; und sie haben ihre Kleider gewaschen, und sie haben ihre Kleider weiß gemacht in dem Blut des Lammes.

Offenbarung 7,13+14

Viele Ausleger meinen, dass diese Völkerschar während der die letzten sieben Jahre gesammelt wird und vor dem Thron erscheint. Ich habe nun aber klar gemacht, dass die Trübsal, von der der Älteste spricht, die gesamte Kirchengeschichte umfasst. Deshalb sehe ich auch in diesem Ereignis die Entrückung der Gemeinde am Ende der Zeiten der Nationen, wenn die Vollzahl der Heidenvölker eingegangen ist. Die beschriebene Menge vor dem Thron ist die entrückte Gemeinde.

Abschlussworte von Amir

Ich habe diesen Artikel mit dem Buch von Amir Tsarfati begonnen. Ich will ihn auch mit seinem Buch beenden und Amir selbst zu Worte kommen lassen. In seinem Buch “Has The Tribulation Begun?” beendet er ein Kapitel, in dem er die schreckliche Zeit der letzten Jahrwoche beschreibt, mit einem dringenden Aufruf zur Bekehrung. Den will ich hier wiedergeben:

“Ob du es glaubst oder nicht, ich habe gezögert, dieses Kapitel zu schreiben. Ich will nicht den Eindruck erwecken, dass ich die Trübsal schlimmer mache, um mehr Bücher zu verkaufen. Es ist wichtig zu verstehen, wie schrecklich der Zorn Gottes sein wird. Es ist mehr als „Hey, das willst du sicher nicht erleben“ mit einem glucksenden Kichern zu sagen. Es wird furchtbarer sein, als man es sich vorstellen kann. Lieber Freund, es ist wahr – du willst bestimmt nicht da sein, wenn die Trübsal beginnt. Denk daran, der einzige Grund, dass du noch hier sein wirst ist der, dass du törichterweise und rebellisch Gottes kostenloses Angebot der Errettung abgelehnt hast.

Wenn du nach dem, was du in diesem Kapitel gelesen hast, noch zögerst und denkst: ‘wie kann Gott so etwas tun?’, möchte ich dich ermutigen, noch einmal Kapitel 3 zu lesen, in dem wir uns die abscheuliche Natur der Sünde und das tiefe Erbarmen Gottes angesehen haben. Die menschliche Rebellion gegen den Schöpfer verdient jedes Quäntchen des kommenden Zorns. Aber Gottes Wunsch ist, dass niemand die Trübsal erlebt. Er will dich so sehr davor bewahren, dass Jesus bereit war, das Leiden, die Folter und einen furchtbaren, gewaltsamen Tod zu ertragen, damit du vor der Strafe deiner Sünde verschont bleibst. Lass Sein Opfer für dich nicht umsonst gewesen sein. Entscheide dich nicht für die Leiden der Trübsal. Entscheide dich für die Rettung. Entscheide dich für die Hoffnung. Entscheide dich für Jesus.”

Aus: “Has The Tribulation Begun?” von Amir Tsarfati

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