Warum wurden die Weisen nach Bethelehem geschickt?
Aus Matthäus wissen wir, dass die Weisen nach Jerusalem kamen, um den neuen König zu begrüßen.
[1] Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen:
Matthäus 2,1-6
[2] Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten.
[3] Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem,
[4] und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte.
[5] Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten (Micha 5,1):
[6] »Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.«
Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Tausenden in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.
Micha 5,1
Die Schriftgelehrten kannten die Prophetien sehr genau und wussten sie zu kombinieren. Sie hatten die Prophetie aus Micha mit der aus Daniel verknüpft:
[25]So wisse und verstehe: Vom Erlass des Befehls zur Wiederherstellung und zum Aufbau Jerusalems bis zu dem Gesalbten, dem Fürsten, vergehen 7 Wochen und 62 Wochen; Straßen und Gräben werden wieder gebaut und zwar in bedrängter Zeit
Daniel 9, 25-26
[26]Und nach den 62 Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden, und ihm wird nichts zuteil werden (…).
Lt. Nehemia 2 wurde der Befehl zum Wiederaufbau durch König Ataxerxes im Monat Nissan in dessen 12. Regierungsjahr gegeben. Das entsprach dem Jahr 445 v. Chr.:
Es geschah aber im Monat Nisan, im zwanzigsten Jahr des Königs Artasasta, als Wein vor ihm stand, da nahm ich den Wein und gab ihn dem König. Ich war aber zuvor nie traurig vor ihm gewesen.
Nehemia 2,1
In der Prophetie hat ein Jahr immer 360 Tage, ein Monat 30 Tage. Die 69 Wochen, die in Daniel genannt werden, sind Jahrwochen, eine Woche mit sieben Jahren. Das sind dann also 69 Jahrwochen x 7 Jahre x 360 Tage = 173.880 Tage. Dieser Zeitraum endete im Jahr 33 n. Chr. Einfach ab 445 v. Chr. die 69 x 7 = 483 Jahre zu rechnen führt zum falschen Jahr 39 n. Chr.
Durch die Propheten wussten die Schriftgelehrten im Jahr 2 v. Chr., dass die Zeit bald verstrichen sein würde, die in Daniel genannt wurde. Als die Weisen erschienen und nach einem „neugeborenen König der Juden“ fragten, wussten sie, dass der Messias geboren wurde und sandten diese deshalb nach Bethlehem.
Fazit: Die Schriftgelehrten wussten nicht nur, dass der Messias geboren wird. Auch als 30 Jahre später Jesus auftrat wussten sie (oder hätten wissen müssen), dass sie den Messias ans Kreuz bringen würden.
Was war der Stern von Bethlehem wirklich?
Viele Quellen haben verschiedene Sternkonstellationen oder eine Supernova im Jahr 5 v. Chr. als Stern von Bethlehem ermittelt. Auch eine Große Konjunktion (so wird die Konjunktion von Jupiter und Saturn genannt) im Jahr 7 v. Chr. wurden als Stern von Bethlehem bezeichnet.
Die Große Konjunktion ist kein übermäßig seltenes Ereignis. Sie tritt ca. alle 20 Jahre auf, also mussten die Weisen sie bereits vorher schon gesehen haben. Es hätten alle 20 Jahre Weise nach Israel reisen müssen. Davon wird in der Bibel nichts berichtet. Ob sie sich aufgrund einer seltenen, aber bekannten Großen Konjunktion auf eine mehrere Monate dauernde Reise machen würden, darf bezweifelt werden. Außerdem waren im Jahr 7 v. Chr. beide Planeten so weit voneinander entfernt, dass sie immer noch als Einzelplaneten zu erkennen waren. Der Abstand entsprach in etwa dem Monddurchmesser. Die Weisen hätten also als Berufs-Astronomen bestimmt nicht sofort ihre Sachen gepackt und ihr Land verlassen. Nein, es muss etwas anderes gewesen sein, dass sie veranlasste, auf die Reise zu gehen.
Geburtsjahr 2 v. Chr.
Ein weiteres Argument: Jesus wurde 2 v. Chr. geboren. Das geht eindeutig aus dem Lukasevangelium hervor:
Lukas 1,26: Im sechsten Monat (nach der Ankündigung der Geburt des Johannes) aber wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt Galiläas namens Nazareth gesandt …
Lukas 1, 26
[1] Aber im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter von Judäa war und Herodes Vierfürst von Galiläa, …
Lukas 3, 1-2
[2] …. da erging das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias, in der Wüste.
Und Jesus war, als er auftrat, etwa dreißig Jahre alt und wurde gehalten für einen Sohn Josefs,…
Lukas 3, 23
Tiberius war von 14 bis 37 n. Chr. Kaiser. Sein 15. Jahr war also 29 n. Chr., als Johannes auftrat. Da er ein halbes Jahr älter als Jesus war, muss dieser also ebenfalls 30 Jahre alt gewesen sein. Das bedeutet, dass Jesus 2 v. Chr. geboren wurde (Das Jahr Null gibt es astronomisch, aber nicht historisch. Nach dem Jahr 1 v. Chr. folgt das Jahr 1 n. Chr.). Im Jahr 1 v. Chr. gab es keine astronomischen Ereignisse, die man als Stern von Bethlehem hätte bezeichnen können.
Ein Stern als Wegweiser
Der einzige Stern, der auf der Nordhalbkugel feststeht, ist der Polarstern, weil er “zufällig” auf der Verlängerung der Erdachse steht. Aber auf dem Breitengrad Jerusalems steht der Polarstern nur knapp über dem Horizont. Dadurch bewegt sich der gesamte Sternenhimmel über den Wanderer hinweg. Den Weisen musste der Stern den Weg nach Westen zeigen. Das kann kein Stern, weil er, wenn er im Westen steht, nach kurzer Zeit unter dem Horizont verschwindet. Sterne, die zunächst im Osten stehen, stehen nach einiger Zeit im Zenit und gehen dann im Westen wieder unter.
Kein Stern kann einen Wanderer leiten. Er bewegt sich lediglich mit dem Wanderer mit. Bethlehem war zu dieser Zeit hoffnungslos überfüllt. Die Weisen hätten niemals ein bestimmtes neugeborenes Kind ohne Hilfe gefunden (vielleicht war Jesus nicht einmal das einzige Kind, das in dieser Zeit geboren wurde). Außerdem hatten die Weisen bereits bei Herodes erfahren, dass ihr Ziel Bethlehem war. Das Problem war, das richtige Haus zu finden.
Hinter dem Stern von Bethlehem eine Planetenkonstellation oder ein anderes Ereignis im All zu vermuten, widerspricht dem biblischen Bericht:
[9]Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war.
Matthäus 2, 9-11
[10] Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut
[11] und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Kein Stern bleibt über einem bestimmten Haus stehen, wie es von Matthäus beschrieben wird. Der Stern von Bethlehem kann also kein astronomisches Himmelsereignis gewesen sein. Es war eine außergewöhnliche Erscheinung, die den Weisen tatsächlich den Weg nach Bethlehem und zum Stall gezeigt hat. Wahrscheinlich hat sie sogar gewartet, als die Weisen nach Jerusalem gingen und bei Herodes waren. Diese Erscheinung blieb schließlich über dem Stall stehen, in dem die Weisen sicherlich niemals nach dem neugeborenen König der Juden gesucht hätten. Wir können deshalb davon ausgehen, dass der Stern von Bethlehem ein einmaliges Ereignis war und heute nicht mehr reproduzierbar ist.
So kitschig die Darstellung des Sterns im Film „Ben Hur“ gewesen sein mag, sie entspricht bestimmt mehr dem Stern von Bethlehem als irgend ein normaler Stern.
Hätte der Kindermord vermieden werden können?
Wo anders als in Jerusalem könnte ein israelischer König geboren werden? Das war der Grund, weshalb die Weisen nicht dem Stern folgten, sondern sofort nach Jerusalem gingen. Wenn die Weisen dem Stern gefolgt wären, den sie im Morgenland gesehen haben, wären sie vielleicht Herodes nie begegnet. Vielleicht hätte der Kindermord dann nicht stattgefunden. Das ist aber nur Spekulation. Es ist nun einmal geschehen, wie in der Bibel berichtet.
Der Kindermord in Bethehem wird von Theologen als Angriff des Satans auf den Messias gewertet. Deshalb können wir davon ausgehen, dass der Satan auch ohne die Weisen versucht hätte, den neugeborenen Messias zu töten.
Aber eines können wir dennoch daraus lernen: Wieviel Sünde und Leid könnten wir vermeiden, wenn wir Gottes Gebote und seiner Führung vertrauen und ihm gehorchen würden!
Eine weitere Wahrheit erfahren wir aus diesem Ereignis: Gott verhindert das Böse nicht unbedingt. Er lässt es oftmals zur Reife kommen und richtet es anschließend, wie wir an Herodes sehen können. Das kann uns ein Trost sein, wenn wir selbst unter dem Bösen leiden, das uns zugefügt wird. Gott übersieht unser Leiden nicht. Er lässt es aber zu und wird zum Schluss das / den Bösen richten. Das soll uns auch ein Trost sein.