Benjamin Netanjahu wurde in einem Interview auf dem TV-Sender i24News gefragt, ob er sich mit der Vision eines “Großisrael” identifizieren würde. Seine Antwort war ohne Zögern: “sehr sogar”.
Was ist dieses “Großisrael”? Es handelt sich hier um ein Versprechen, das Gott Abraham gab, als er noch Abram hieß. Gott versprach ihm und seinen Nachfahren Land, das sie einmal besitzen sollten. Er hat dabei auch recht genau definiert, um welches Land es sich handelt. Dazu befragen wir einmal die Bibel:
18 An jenem Tag machte der HERR einen Bund mit Abram und sprach: Deinem Samen habe ich dieses Land gegeben, vom Strom Ägyptens bis an den großen Strom, den Euphrat: die Keniter, die Kenisiter, die Kadmoniter, die Hetiter, die Pheresiter, die Rephaiter, die Amoriter, die Kanaaniter, die Girgasiter und die Jebusiter.
1. Mose 15,18-21
Großisrael ist also das Land vom Nil bis zum Euphrat. Es umfasst Syrien, Jordanien, den Libanon, den Osten Ägyptens, den Norden Saudi Arabiens und den Westen Iraks – und natürlich auch ganz Israel mit Gazastreifen und die biblischen Kernbereiche Galiläa und Samarien, die “Westjordanland” genannt werden, um Israels Anspruch auf diese Länder als illegal darzustellen.
Netanjahus Aussage fanden die Araber natürlich gar nicht gut. Entsprechend hagelte es Kritik. Logisch: Wer die Bibel nicht kennt oder ihre Aussagen nicht ernst nimmt, unterstellt ihm “Allmachtsphantasien”. Dabei hat sich Netanjahu nur auf die Bibel berufen. Der politische Inhalt seiner Aussage soll nicht unser Thema sein. Ich will hier nur den biblischen Aspekt beleuchten.
Hat sich Gott widersprochen?
Ein Kommentartor auf der Nachrichtenseite “Israel Heute” widersprach seiner Aussage mit dem Hinweis, dass diese Verheißung allen Nachfahren Abrahams gelte, also auch den Nachfahren Ismaels. Den Israeliten stünde nur der Bereich des heutigen Israels zu. Der Kommentator verweist dazu auf eine weitere Bibelstelle:
Und ich will dir und deinem Samen nach dir das Land zum ewigen Besitz geben, in dem du ein Fremdling bist, nämlich das ganze Land Kanaan, und ich will ihr Gott sein.
- Mose 17,8
Gott spricht hier noch einmal mit Abraham. Er verspricht ihm und seinen Nachfahren nun das Land Kanaan, das nach dem Verständnis des Kommentators lediglich das Land westlich des Jordans, also das heutige Israel ist. Vielleicht ist es allgemeiner Kirchenglaube, dass das Land Kanaan dem heutigen Israel entspricht. Dieser Glaube wird aber in der Bibel nicht bestätigt. Sollte das tatsächlich der Fall sein, hätte Gott sich widersprochen. Hinzu kommt: Wenn Verheißungen an Abraham allen Nachfahren – Juden wie Arabern – gelten würden, dann wäre damit auch die Einschränkung des versprochenen Landes auf Kanaan gemeint – aber auch 1. Mose 12,3 wäre für alle Nachfahren gültig:
3 Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf der Erde!
1. Mose 12,3
Ich will keinem Muslim zu nahe treten, aber ich sehe an ihrem Verhalten nicht, dass durch sie alle Völker gesegnet, sondern viel eher geknechtet werden. Außerdem hat Gott klar gemacht, dass der Nachfahre der Segnungen Abrahams nicht Ismael, sondern ausschließlich Isaak ist:
18 Und Abraham sprach zu Gott: Ach, dass Ismael vor dir leben möchte!
19 Da sprach Gott: Nein, sondern Sarah, deine Frau, soll dir einen Sohn gebären, den sollst du Isaak nennen; denn ich will mit ihm einen Bund aufrichten als einen ewigen Bund für seinen Samen nach ihm.
20 Wegen Ismael aber habe ich dich auch erhört. Siehe, ich habe ihn reichlich gesegnet und will ihn fruchtbar machen und sehr mehren. Er wird zwölf Fürsten zeugen, und ich will ihn zu einem großen Volk machen.
21 Meinen Bund aber will ich mit Isaak aufrichten, den dir Sarah um diese bestimmte Zeit im nächsten Jahr gebären soll!1. Mose 17,18-21
Das ist der Grund, weshalb sowohl Juden als auch wir Christen nicht an den “Gott Abrahams”, der im Koran genannt wird, glauben, sondern an den “Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs”, wie Gott sich Mose am Dornbusch vorstellt:
Und er (=Gott) sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.
2. Mose 3,6
Erbe der Verheißungen, die Abraham erhielt, ist ausschießlich das Volk Israel als Nachfahre Isaaks und Jakobs. Ja, auch wir Christen sind aufgrund unseres Glaubens an Christus Nachfahren Abrahams, wie Paulus das im dritten Kapitel des Galaterbriefes schreibt. Aber auch das ist nicht unser Thema. Die Verheißung des Landes gilt nicht uns Christen, sondern ausschließlich dem Volk Israel. Dann bleibt noch die Frage:
Was ist das Land Kanaan?
Gott verspricht – wie wir das weiter oben bereits gelesen haben – die Gebiete der “Keniter, Kenisiter, Kadmoniter, Hetiter, Pheresiter, Rephaiter, Amoriter, Kanaaniter, Girgasiter und der Jebusiter”. Laut Wikipedia sind das die folgenden Bereiche:

Wäre das Land Kanaan tatsächlich nur der Bereich, in dem die Kanaaniter lebten, wäre das noch nicht mal das heutige Israel. Weder Jerusalem noch die Ebene Jesreel wären enthalten. Vergessen wir nicht, dass die Bibel kein wissenschaftlich geschriebenes Buch ist. Sie wurde umgangssprachlich geschrieben. Mit dem “Land Kanaan” hat Gott das ganze Land zwischen Nil und Euphrat gemeint.
Eine kleine Völkerkunde
Wie komme ich darauf? Woher weiß ich, dass mit dem “Land Kanaan” das ganze Land zwischen Nil und Euphrat gemeint ist? Dazu müssen wir uns die Völkertafel ansehen und die frühe Zeit der Völker.
Nach der Sintflut musste Noah erstmal einen Weinberg anlegen und Wein keltern. Immerhin war er im Gegensatz zur Erde über ein Jahr lang “trocken”. Nachdem er betrunken in seinem Zelt lag, hatten sich seine Söhne Sem und Jafet vorbildlich verhalten, nur Ham hatte schlecht von ihrem Vater geredet. Noahs Antwort waren Fluch und Segen über seine Söhne.
25 Da sprach er (=Noah): Verflucht sei Kanaan und sei seinen Brüdern ein Knecht aller Knechte!
26 Und sprach weiter: Gelobt sei der HERR, der Gott Sems, und Kanaan sei sein Knecht!
27 Gott schaffe Jafet weiten Raum und lasse ihn wohnen in den Zelten Sems und Kanaan sei sein Knecht!1. Mose 9,25-27
Nicht seinen Sohn Ham verflucht Noah, sondern seinen Enkel Kanaan, den Sohn Hams. Aus der Völkertafel, die wir in 1. Mose finden, erkennen wir die Verwandtschaft der Völker:
15 Kanaan aber zeugte Sidon, seinen ersten Sohn, und Het
16 und den Jebusiter, den Amoriter, den Girgaschiter,
17 den Hiwiter, den Arkiter, den Siniter,
18 den Arwaditer, den Zemariter und den Hamatiter. Nachher haben sich die Geschlechter der Kanaaniter weiter ausgebreitet.1. Mose 10,15-18
Die Völker, deren Land dem Volk Israel versprochen wurde, habe ich hervorgehoben. Kanaan war der Vater von verschiedenen Völkern, unter anderem der Hethiter (ihr Stammvater ist Het), der Jebusiter, der Amoriter und der Girgaschiter. Interessant ist in Vers 18 die “Ausbreitung der Geschlechter der Kanaaniter”. Die Nachfahren Kanaans werden also Kanaaniter genannt, also ist auch ihr Gebiet das “Land Kanaan”. Wenn wir uns die Grafik oben ansehen, sind die Länder dieser Völker heute Bereiche in Syrien, Jordanien und Israel. Das Gebiet der Hethiter erstreckt sich sogar bis in die heutige Türkei hinein. Dieses Land war aber nicht für die Israeliten bestimmt.
7 Die Grenze nach Norden zu soll diese sein: Ihr sollt sie ziehen von dem großen Meer bis an den Berg Hor
8 und von dem Berge Hor bis dahin, wo es nach Hamat geht, dass die Grenze weitergehe bei Zedad
9 und auslaufe nach Sifron, und ihr Ende sei bei Hazar-Enan. Das sei eure Grenze nach Norden.4. Mose 34,7-9
Die Nordgrenze des Reiches Israel liegt im Norden des heutigen Syrien. Die Stammväter dieser Völker waren Söhne von Kanaan. Sie wurden “Kanaaniter” genannt und ihr Land war das “Land Kanaan”. Damit haben wir zumindest den größten Teil von “Großisrael” identifiziert und es ist bewiesen: Israel ist nicht identisch mit dem Land Kanaan – es ist nur ein kleiner Teil davon.
Dass das Volk Israel heute ledilich den winzigen Bereich der “Peresiter, Kanaaniter und Jebusiter” besitzt, ist kein Fehler Gottes. Sein Versprechen bleibt bestehen und Er wird es auch erfüllen – allerdings nicht sofort – und ohne Netanjahu als Ministerpräsident.
Die Verheißung und ihre Erfüllung
Unsere Erde gehört Gott. Alles, was Er geschaffen hat, ist Sein Eigentum. Damit gehören das Universum, die Sterne und unser ganzer Globus Ihm. Auch die Tiere und wir Menschen sind Sein Eigentum, ob gläubig oder nicht. Selbstverständlich gehört Ihm auch das Land – und Er verteilt es, wie Er will.
5 Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein.
2. Mose 19,5
14 Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel und die Erde und alles, was darinnen ist, das ist des HERRN, deines Gottes.
5. Mose 10,14
Gott hält immer Seine Versprechen, ohne Ausnahme. Einige Prophetien werden zweimal erfüllt. Genauso haben auch Gottes Verheißungen oftmals zwei Erfüllungen. Das Versprechen an Israel, das ganze Land zu besitzen, wurde bereits in der Vergangenheit erfüllt und wird noch einmal in der Zukunft erfüllt.
Die erste Erfüllung …
… geschah zur Zeit Davids, als er “Großisrael” durch seine Eroberungen schuf und diese Weltmacht seinem Sohn Salomo übergab, der sein Leben lang in Frieden herrschte.
3 David schlug auch Hadad-Eser, den Sohn Rechobs, den König von Zoba, als er hinzog, um seine Macht am Euphrat-Strom wiederherzustellen.
2. Samuel 8,3
David hatte sein Herrschaftsgebiet bis zum Euphrat ausgeweitet. Er beherrschte damit den größten Teil von “Großisrael”. Dieses Gebiet übergab er seinem Sohn Salomo.
1 So war Salomo Herrscher über alle Königreiche, vom Euphrat-Strom bis zum Philisterland und bis an die Grenze Ägyptens; sie brachten ihm Abgaben und dienten ihm sein Leben lang.
4 Denn er herrschte im ganzen Land diesseits des Euphrat-Stromes, von Tiphsach bis nach Gaza, über alle Könige diesseits des Stromes; und er hatte Frieden auf allen Seiten ringsum.
1. Könige 5,1+4
Es fehlt noch der Osten Ägyptens bis zum Nil. Dieses Land wird das Volk Israel erst später bei der zweiten Erfülung erhalten.
Was Historiker ständig verschweigen: Israel war eine Weltmacht! Als die Fackel der Ägypter begann zu erlöschen und bevor die Assyrer oder Babylonier ihr Imperium aufbauen konnten, herrschte Israel über die Länder, die Gott ihm versprochen hatte. Damit hatte David das beendet, was die Israeliten nach dem Auszug aus Ägypten begonnen, aber nicht beenden konnten oder wollten. Die “Weltmacht Israel” sollte Gottes Geschenk an Sein Volk sein. So lange das Volk Seinen Geboten gehorcht, sollte es das ganze Land besitzen. Wäre das der Fall gewesen, hätte es die Assyrer und Babylonier nie gegeben – oder zumindest nicht ihre Großreiche. Auch die Perser, Griechen und Römer hätten sich an der Übermacht Israels die Zähne ausgebissen. Ein Heer, auf dessen Seite Gott kämpft, ist unbesiegbar.
Leider aber hat sich Salomo anderen Göttern zugewandt und haben die Könige im Nord- und die meisten Könige im Südreich ständig Götzenkult betrieben. Dadurch verloren sie im Laufe der folgenden Zeit immer mehr Land, bis sie schließlich ein kleines und geteiltes Volk in einem winzigen Land waren. Gott hatte durch ständige Niederlagen Seines Volkes Sein Gericht ausgeführt, bis Nord- und Südreich Israel schließlich durch die Assyrer und Babylonier vernichtend geschlagen und ins Exil geführt wurden. Bis 1948 stand Israel ständig unter Fremdherrschaft.
Heute wird uns suggeriert, dass Israel auch zur Zeit Salomos nur ein winziges, ärmliches Land war, das aus nicht mehr als einer Ansammlung von ein paar Hirtendörfern bestand. Es wird behauptet, dass das Volk zur Zeit Moses weder lesen noch schreiben konnte. Ständig hören oder lesen wir, dass die Juden weder Kultur noch irgenwelche wissenschaftlichen Fähigkeiten gehabt hätten. Alle Errungenschaft hätten sie aus Babylon mitgenommen. Das hat für mich einen schalen, weil antisemitischen, Nachgeschmack.
Es gibt aber noch eine zweite Erfüllung der Verheißung an Abraham. Ich glaube, dass diese Erfüllung nicht mehr lange auf sich warten lässt.
Die zweite Erfüllung …
… von Gottes Verheißung werden wir bald erleben. Das wird im Tausendjährigen Reich der Fall sein, wenn Jesus sichtbar auf die Erde kommt und sie von Jerusalem aus regiert. Dann wird Er Seinem Volk Israel das gesamte Land geben, wie Er es versprochen hat. Unter Seiner Regierung wird Jerusalem die Welthauptstadt sein. Jesus wird dann Seinen Tempel errichten, nachdem Er den des Antichristen zerstört hat. Das wird dann der vierte und letzte Tempel sein. Hesekiel hat den neuen Tempel gesehen. Er beschreibt ihn in den Kapiteln 40 bis 48 seines Buches.
Wann wird das sein?
Das wird noch mindestens sieben Jahre dauern – wahrscheinlich noch etwas länger. Ich denke jedoch, nicht sehr viel länger. Vor dem Tausendjährigen Reich findet ja noch die siebenjährige Trübsal statt, die Daniel beschrieb.
Wir haben nicht mehr viel Zeit. Bibelausleger, die sich mit Endzeitprophetie beschäftigen, sind sich sicher, dass wir die letzte Generation sind, die das alles erleben wird. Auch ich glaube das.
Sei dabei! Wenn du Jesus Christus noch nicht als deinen Herrn angenommen hast, tu es jetzt. Bete zu Ihm und bekenne Ihm deine Sünden. Mehr musst du nicht tun. Er liebt dich und wird dich als Sein Kind annehmen, wenn du es ernst meinst.