Nach den letzten beiden Artikeln zu den ersten Siegeln (die vier Reiter) und die Ziele des Antichristen, in denen ich einige Gedanken aufgeschrieben habe, wie ich die aktuellen Ereignisse beurteile, komme ich nun zu prophetischen Ereignissen, die zwar meiner Meinung nach heute bereits recht deutlich zu sehen sind, aber erst in der Zukunft stattfinden.
Wie ich in den beiden genannten Artikeln dargestellt habe, glaube ich, dass die Offenbarung bereits begonnen hat, die ersten Siegel also bereits geöffnet wurden bzw. im Begriff sind geöffnet zu werden.
Hier möchte ich noch einmal die Voraussetzungen nennen, wie ich die Offenbarung verstehe. Diese Voraussetzungen habe ich bereits im Artikel “Die Ziele des Antichristen” dargelegt:
- Die meisten Bibelausleger, die ich zum Thema Offenbarung gehört und gelesen habe, unterstellen, dass die Trübsal und damit auch die letzten sieben Jahre mit dem Öffnen des ersten Siegels beginnt. Das steht aber meines Wissens nirgendwo in der Bibel. Ich glaube, dass die Siegel noch vor dem Beginn der letzten sieben Jahre geöffnet werden.
- Ich gehe sogar davon aus, dass die Trübsal viel früher als wir das von vielen – wenn nicht sogar allen – Bibelauslegern hören. Meiner Meinung nach hat sie zu Pfingsten begonnen. Immerhin wird die Kirche seit ihrer Entstehung verfolgt, was man als Trübsal bezeichnen kann. Der biblische Text bestätigt das: Das griechische Wort für Trübsal ist θλιπσις (thlipsis) und kommt mehrmals im Neuen Testament vor, angefangen in den Evangelien. In Johannes 16, 33 sagt Jesus: ” In der Welt habt ihr Bedrängnis (thlipsis); aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!” Jesus hat also der Gemeinde von Anfang an Trübsal prophezeit.
- Das Gleiche gilt für die Regierungszeit des Antichristen: Alle Bibelausleger sind sich einig, dass er sieben Jahre regiert. Weil es aber nirgendwo in der Bibel steht, unterstelle ich auch hier, dass seine Regierungszeit länger dauert. Wobei er in der ersten Zeit seine Regierung im Verborgenen vorbereitet, bevor er sichtbar in Erscheinung tritt, wie ich das im bereits erwähnten Artikel “Die vier Reiter” beschrieben habe.
- Die Entrückung findet vor der letzten Jahrwoche statt, aber während der Trübsal.
- Ich glaube, dass die letzte Jahrwoche aus Daniel 9, 25 – 27 nicht mit dem ersten Siegel beginnt, sondern mit der ersten Posaune.
- Die letzte Jahrwoche Daniels (Daniel 9, 25 – 27) hat noch nicht begonnen. Gott wird sich in dieser Zeit seinem Volk Israel wieder zuwenden und einen Überrest retten (Jeremia 31, 7).
Soweit die Ereignisse, wie ich sie in die Offenbarung einordnen kann. Sehen wir mal auf das…
Was als Nächstes kommt
Ein Hinweise vorab: In diesem Abschnitt erscheint des öfteren der Begriff “Daniels 70 Jahrwochen”. Die Erklärung der ersten 69 Jahrwochen findet sich in den Artikeln “Jesu Geburtsjahr und Kreuzigungsdatum” und “Daniels 70 Jahrwochen“. Hier gehe ich lediglich auf die noch fehlende 70. Jahrwoche und die Zeit dazwischen ein.
Das sechste Siegel: Gott greift ein
(Offenbarung 6, 12 – 17) Es findet ein Ereignis statt, das die Völker der Erde erkennen lässt, dass Gott auf dem Thron sitzt. Sie erkennen Seine Macht und die Seines Sohnes Jesus Christus. Aus Furcht ist ihnen ein schneller Tod lieber als in Seine Hand zu fallen. Welches Ereignis sie zu dieser Furcht bringt, ist natürlich nur Spekulation – wie überhaupt jede Auslegung einer Prophetie, deren Erfüllung erst in der Zukunft stattfindet.
Die Offenbarung beschreibt einen göttlichen Eingriff. Nur Gott allein ist in der Lage, Himmel und Erde zu bewegen oder Katastrophen herbei zu führen. Ich glaube, dass diese Ereignisse in Hesekiel 38, 18 – 22 beschrieben werden. Die Kapitel 38 und 39 des Propheten Hesekiel beschreiben einen Krieg, in dem Israel allein einer Übermacht von feindlichen Armeen gegenübersteht. Dabei werden sie von Gott gerettet. Diesen Krieg habe ich auch im Artikel “Die Kriege der Endzeit” beschrieben. Das Ende dieses Krieges deckt sich nach meiner Meinung mit Offenbarung 6, 16 und 17: Die Menschen haben Todesangst vor Gott. Sie fürchten ihn, aber bekehren sich nicht. Das erkennen wir daran, dass sie nicht wissen, dass selbst der Tod sie nicht vor Gottes Gericht retten kann. Im Gegenteil: Erst durch den Tod nehmen sie sich jede Gelegenheit, sich überhaupt zu bekehren. Nur der Glaube an Jesus Christus kann uns vor dem Gericht retten (Hebräer 9, 27-28).
Die zwei großen Ereignisse
Das erste Ereignis: Versiegelung der 144.000
Die Offenbarung beschreibt im Folgenden zwei große Ereignisse. Das erste in Offenbarung 7, 1 – 8. Aus Israel – genauer: aus allen Stämmen Israels – werden 144.000 “versiegelt”. Das muss ein wenig erklärt werden:
144.000
Die Zahl zwölf ist die Zahl der menschlichen Gemeinschaft unter Gottes Leitung (zwölf Stämme Israels, zwölf Jünger). Eigentlich ist es das Produkt aus 3 x 4:
- drei steht für die Trinität Gottes
- vier steht für die Weltschöpfung
vier Himmelsrichtungen, vier Enden der Erde, vier Evangelien
Wenn die Zahl zwölf mit sich selbst und dann mit Tausend multipliziert wird, ist das natürlich die höchste Vollendung der menschlichen Gemeinschaft unter Gottes Führung.
Die Versiegelung
Wenn etwas versiegelt wird, wird es vor fremdem Zugriff und vor unberechtigten Blicken geschützt. Um ein Siegel zu öffnen, braucht es bestimmte Kompetenzen. Das erkennen wir daran, dass das Buch, das in Offenbarung 5 beschrieben wird und dessen sechstes Siegel wir hier gerade besprechen, nur von Jesus allein geöffnet werden darf (Offenbarung 5, 1 – 7). Niemand sonst ist würdig, diese Siegel zu öffnen.
Auch wir Menschen werden versiegelt, und zwar mit dem Heiligen Geist (2. Korinther 1, 22; Epheser 1, 13). Diese Versiegelung schützt uns Menschen vor dem Zugriff Satans, der damit keine Macht mehr über uns hat (Römer 8, 38 – 39). Mein Pastor hat einmal gesagt, dass wir als Christen quasi ein Schild tragen mit der Aufschrift “Finger weg! Das gehört Gott!”
Ich glaube nicht, dass es genau 144.000 Juden sind, die versiegelt werden. Ich glaube vielmehr, dass es deutlich mehr als 144.000 sein werden. Es wird eine Vollzahl sein, also jeder Jude, der sich bekehren soll, wird sich auch bekehren, wie auch die Vollzahl der Heiden eingehen wird. Auch zu diesem Begriff folgt eine kurze Erklärung.
Vollzahl der Heiden
Den Begriff finden wir in Römer 11, 25 – 27:
25 Denn ich will nicht, meine Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt bleibt, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Israel ist zum Teil Verstockung widerfahren, bis die Vollzahl der Heiden eingegangen ist;
Römer 11, 25 – 27
26 und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht: »Aus Zion wird der Erlöser kommen und die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden,
27 und das ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde«.
Aus dem Römerbrief haben wir hier ein paar Informationen:
- Israel wurde verstockt
Bei seinem ersten Kommen haben die Juden den Messias Jesus Christus abgelehnt und sich damit selbst verstockt. Durch die Ablehnung hat das Volk Schuld auf sich geladen – und zwar in voller Absicht (Matthäus 27, 25). Mit der Kreuzigung ging die 69. Jahrwoche Daniels zu Ende. Als Folge zog sich das Volk Gottes Gericht zu, der das Volk verstockte und für fast 2.000 Jahre in die Diaspora schickte. “Verstockung” bedeutet: Sie haben Jesus bis heute nicht als Messias erkannt, obwohl die Propheten des Alten Testamentes unmissverständlich auf ihn hingewiesen haben. Ein berühmtes Beispiel ist Jesaja 53, wo Jesu Kreuzigung sehr deutlich beschrieben wird. Messianische Juden haben in Israel ein Video mit dem Titel “Das verbotene Kapitel” gedreht. Wenn man sich dieses Video ansieht, wird klar, dass die Juden sehr wohl Jesus kennen, aber ihn nicht als Messias akzeptieren. - Vollzahl der Heiden
Es gibt nur eine bestimmte Anzahl von Heiden, die in den Himmel kommen. Das liegt nicht daran, dass Gott nur eine bestimmte Zahl hineinlässt. Das hat mit dem Willen der Menschen zu tun. Wer “Ja” zu Jesus Christus sagt und ihn als Herrn annimmt, wird gerettet. Die Vollzahl ist dann erreicht, wenn der letzte Heide sich bekehrt hat. Dann wurde die letzte Chance, Jesus anzunehmen, wahrgenommen. Die Heiden werden keine weitere Gelegenheit mehr bekommen, sie aber auch nicht mehr wahrnehmen wollen. - Das Ende der Verstockung Israels
Mit dem Ende der Gemeinde wendet sich Gott wieder seinem Volk Israel zu. Es wird sich zu einem Drittel zu ihm bekehren und endlich Jesus Christus als Messias anerkennen. Während der letzten Jahrwoche werden zwei Drittel Israels sterben (Sacharja 13, 8). Das überlebende Drittel wird ganz Israel ausmachen, dass schließlich gerettet wird.
Das zweite große Ereignis: Die Entrückung
Johannes sieht sofort nach der Versiegelung der Juden eine unzählbare Menschenmenge aus allen “Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen” vor dem Thron (Offenbarung 7, 9 – 17). Wie im weiteren Verlauf von dem Ältesten erklärt wird, der mit Johannes spricht, kommen diese Menschen aus der Trübsal.
Hier wird jetzt dem geneigten Leser vielleicht klar, warum ich glaube, dass Trübsal vor den letzten sieben Jahren beginnt: Durch den Beginn der Trübsal vor der letzten Jahrwoche sind die Entrückten diejenigen, die aus der Trübsal kommen, also aus der gesamten Kirchengeschichte. Gleichzeitig werden auch die gläubig Verstorbenen wieder auferweckt, wie der Apostel Paulus schreibt:
15 Denn das sagen wir euch in einem Wort des Herrn: Wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft des Herrn übrig bleiben, werden den Entschlafenen nicht zuvorkommen;
1. Thessalonicher 4, 15 – 17
16 denn der Herr selbst wird, wenn der Befehl ergeht und die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallt, vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen.
17 Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zusammen mit ihnen entrückt werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft, und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit.
Damit wird nun das geschehen, was die Christen seit fast 2.000 Jahren erwarten: Die Gemeinde verlässt diese Erde und wird von ihrem Herrn Jesus Christus abgeholt. Damit holt der Bräutigam seine Braut in das Haus seines Vaters.
Fassen wir zusammen
Beim Öffnen des sechsten Siegel geschehen also folgende Ereignisse:
- Der Krieg aus Hesekiel 38 findet statt bzw. beginnt.
- Die Vollzahl der Heiden ist eingegangen, die Gemeinde wird entrückt
- Aus Juda werden 144.000 versiegelt, also führt Gott Seine Geschichte mit Israel zu Ende. Damit beginnt die letzte Jahrwoche aus Daniel 9, 24.
Amir Tsarfati vermutet, dass gleichzeitig Damaskus zerstört wird, wie es in Jesaja 17, 1 – 7 beschrieben wird. Ich glaube das nicht, weil aus dem weiteren Text zu entnehmen ist, dass “das Fett Jakobs armselig” sein wird, also Israel fast vernichtet ist. Das passt besser zur zweiten Hälfte der Trübsal: Der Antichrist lässt sich im Tempel anbeten und Israel – der gläubige Teil Israels – ist in die Wüste geflohen (Offenbarung 12, 14) Ich denke, dass Damaskus kurz vor der Wiederkehr Jesu zerstört wird. Weil es aber weder in der Bibel genauer erklärt wird noch für die Auslegung der Endzeitprophetie wichtig ist, können wir das getrost als unwichtig vergessen.
Begründung für meine Auslegung
Viele Bibelausleger – zumindest diejenigen, die an die Entrückung vor der Trübsal glauben – vermuten, dass die Entrückung in Offenbarung 4, 1 beschrieben wird: Johannes wird in den Himmel gehoben. Das entspräche dann der Entrückung der Gemeinde. Logischerweise werden die sechs Siegel erst geöffnet, wenn die Gemeinde bereits im Himmel ist. Wenn das so wäre, fehlt mir eine Erklärung dafür, dass beim Öffnen des fünften Siegels (Offenbarung 6, 9 – 11) Johannes die Seelen der Märtyrer unter dem Altar sieht. Wie er sie beschreibt, scheinen sie noch recht “unfertig” zu sein. Nach der Entrückung bekommen wir neue unsterbliche Körper (1. Korinther 15, 51 – 53), das betrifft natürlich auch die Märtyrer – sie sogar ganz besonders. Ich glaube deshalb nicht, dass die Entrückung schon vor dem Öffnen der Siegel stattfindet.
Wenn die Trübsal bereits vor dem ersten Siegel beginnt, sind sieben Jahre für die Ereignisse, die bis zum letzten Schalengericht beschrieben werden, sehr knapp. Immerhin erleben wir in dieser Zeit
- verschiedene Naturkatastrophen
- kosmische Katastrophen
- Angriff der Dämonen auf die Menschheit
- den Tod von 1/3 der Menschen
- den finalen Krieg gegen den Antichristen
Dabei habe ich jetzt lediglich die Ereignisse ab der ersten Posaune aufgezählt. Die Ereignisse der Siegelgerichte nehmen ja auch noch Zeit in Anspruch. Der Antichrist muss seine Regierung festigen und sofort zu Beginn einen Friedensvertrag mit Israel schließen (Daniel 9, 27). Des weiteren wird das Chaos erzeugt und ein Viertel der Menschen stirbt. Das kann unmöglich innerhalb von sieben Jahren geschehen, schon gar nicht während der offiziellen und sichtbaren Herrschaft des Antichristen. Er wird als Held kommen und “Frieden und Sicherheit” bringen. Da sieht der Tod von der Hälfte der Menschheit nicht gut aus. Deshalb glaube ich – wie ich bei den vier Reitern bereits beschrieben habe – dass der Antichrist noch vor Beginn der letzten Jahrwoche im Verborgenen regiert.
Beginn und Ende der Zeit der Gemeinde
Mit dem Ende der 69. Jahrwoche begann die Zeit der Gemeinde. In dieser Zeit hat Gott seine Uhren “angehalten”. Seit fast 2.000 Jahren warten wir auf die letzte – und damit 70. – Jahrwoche. Die 69. Jahrwoche endete, als die Zeit der Gemeinde begann und die 70. Jahrwoche wird beginnen, wenn die Zeit der Gemeinde endet. Das wird geschehen, wenn die Vollzahl der Heiden eingegangen ist.
Die meisten Bibelausleger gehen davon aus, dass sich auch nach der Entrückung noch Menschen bekehren werden. Das mag sein, aber es werden keine Heiden mehr sein. “Vollzahl der Heiden” heißt nun einmal “Vollzahl der Heiden”. Es wird keinen Menschen aus den Heidenvölkern mehr geben, der sich noch bekehren kann. Weil mit der Entrückung der Gemeinde auch der Heilige Geist die Erde verlässt, ist eine weitere Bekehrung nicht mehr möglich. Ohne den Heiligen Geist kann sich kein Mensch mehr bekehren. Damit ist die Vollzahl der Heiden “eingegangen”, mit anderen Worten: alle Heiden, die sich bekehren wollten, haben sich bekehrt. Das heißt nicht, dass niemand aus den Heidenvölkern das 1.000-jährige Reich Christi erleben wird. Wer das Mal des Tieres nicht annimmt, hat gute Chancen, Christi Herrschaft zu genießen.
Der Heilige Geist wurde in Offenbarung 7, 1 – 8 ausschließlich über das Volk Israel ausgegossen, was wir an der Versiegelung der 144.000 Juden erkennen können.
Gleichzeitig wird die Verstockung Israels aufgehoben. Israel – zumindest die genannten 144.000 Juden – werden nun den Messias erkennen. Der Heilige Geist wird dann in Gottes Volk Israel sein Werk beenden.
Zum Schluss
Wie ich beschrieben habe, wird die Gemeinde vor Beginn der letzten Jahrwoche entrückt. Kein Heide kann sich anschließend bekehren. Deshalb ist es enorm wichtig, sich zu Jesus zu bekehren. Diese Entscheidung bedeutet: Himmel oder Hölle; Hochzeitsmahl oder Trübsal. Und sie entscheidet, wie dir Jesus begegnen wird: Als das Lamm Gottes, das für deine Schuld am Kreuz gestorben ist oder als Löwe von Juda, der bereit ist, gegen jeden vorzugehen, der ihn abgelehnt hat. “Wer Jesus nicht als Anwalt hat, dem begegnet er als Richter” (Corrie ten Boom)
Bekehre dich noch heute zu ihm und nimm Jesus als deinen Herrn an.